Das Buch

 

Ein Brief von kaum zehn Zeilen war Anlass für dieses Buch. Nach und nach versucht es, den Leser in die Gedankenwelt des Briefschreibers hineinzuziehen, Verständnis, stellenweise Sympathie für ihn zu wecken. Und auch wenn der Brief in scheinbar undenkbar weit entfernter Zeit verfasst wurde, fällt das nicht schwer. Gedanken und Motive des Protagonisten klingen uns vertraut, das Handlungsgeschehen ist historisch nicht klar festgelegt, es könnte auch im Heute stattfinden.

 

Die Ereignisse werden unterhaltsam und humorvoll geschildert, dennoch bleibt ein ungutes Gefühl. Über der Begegnung des Arztes Dr. Seudens (dem erwähnten Briefschreiber) mit dem mehrfach behinderten Jungen Kurt scheint etwas Unheimliches, etwas Bedrohliches zu schweben. Dieses Gefühl trügt nicht: Die Wanderung zum Eichberg wird der letzte Gang sein, den beide gemeinsam gehen. Für beide wird er in einer Katastrophe enden. Ein solches Ende soll die Leserin/der Leser zwar wage ahnen, sicher wissen soll sie/er aber um es nicht. Die böse Ahnung kann so auf dem langen Weg zum Eichberg immer wieder verdrängt werden.

 

Der „Eichberg“ war eine der Tötungsanstalten der sogenannten „Kindereuthanasie“ im faschistischen Deutschland. „Geahnt“, dass systematische Kindermorde stattfanden, haben damals Viele, „gewusst“ hat es kaum einer. Dieses Ahnen und doch nie Wissen wird im Lesen nachvollzogen. Der Schrecken, der am Ende des Buches steht, soll auch Erschrecken vor den eigenen Gedanken sein. Im Nachhinein erscheint dieses Ende unausweichlich und vorhersagbar. Herbeigeführt wurde es aber mit Argumenten, die gar nicht unplausibel klangen. Stellenweise waren es Argumente, die auch heute wieder in der Diskussion um eine effiziente Medizin anklingen. So fragt dieses Ende (der Roman) schließlich eindringlich danach, ob und wann Humanität wissenschaftlicher Forschung und ökonomischem Nutzen geopfert werden darf.

 

 

 

Stimmen zum Buch:

 

"Diesen Wagemut, würde man manch großem Verlag wünschen!"

                                                                               HR2 Kultur

 

""..Dennoch präsentiert er dem Leser kein Schwarz-Weiß, kein Gut und Böse. Und darin liegt die große Stärke des Romans, in dem er den Leser nur Dinge erahnen lässt. So wie damals, als die Menschen von all den echten Grausamkeiten nichts wussten oder nichts wissen wollten."

                                                                               RNZ, 05.03.2013

 

"Das Selbstverständnis der einzelnen Akteure, also die Selbstzuschreibung christlich oder wissenschaftlich motiviert zu handeln und gleichzeitig einzelne Charaktere zu beschreiben, die ihre eigenen Hintergrund/Interessen haben, fand ich gelungen."

                                                                               Joachim F.